WWoofen im Nirgendwo

Hanni • 20. Dezember 2022

Eine Mangofarm im Outback


Nicht nur konsumorientiert herumreisen, sondern der Welt ein bisschen was zurückgeben von unserem Lebensglück und zugleich tiefgründigeren Kontakt zu Land und Leuten aufzubauen; das ist ein Ziel unserer Unternehmung. Deshalb auch der Name Wwoof-Weltreise. Wer mich schon ein bisschen länger kennt, weiß, dass ich bereits in der Bretagne wundervolle worldwide opportunities on organic farms (= weltweite Möglichkeiten, auf ökologischen Höfen zu leben und zu arbeiten) gefunden habe. Damals habe ich festgestellt, dass es sehr alternative Lebensarten gibt – die mir teils sehr zusagen, teils abschrecken und dass es Menschen gibt, die Wildfremde einfach als Familienmitglieder in ihr Haus aufnehmen.


Auf verschiedenen ökologischen Farmen mitarbeiten, Erfahrungen sammeln für einen möglichen eigenen Hof und gemeinsam Ausflüge mit den Menschen vor Ort machen, war auch unsere Devise für Australien. Und so sind wir von Darwin nach Cairns gekommen und schließlich mit dem Bus in die Kleinstadt Mareeba im Landesinneren. An der Bushaltestelle haben uns Debra und Neil erwartet, ein älteres Ehepaar, das eine Bio-Mangofarm betreibt. Nach einem sehr netten Mittagessen in ihrem Stadtclub (Australiens soziales Leben scheint in Clubs stattzufinden), fuhren wir noch eine Dreiviertelstunde ins Outback. Das Handynetz blieb auf der Strecke, uns begegneten wenige Autos, aber eine wundervolle Natur mit weitläufigen Wäldern, Seen, Flüssen und Termitenhügeln. Von der Teerstraße ging es schließlich in einen Feldweg bis zu einem kleinen Zaun und dort fängt das Grundstück der beiden an. Mitten im Nirgendwo, nur Natur um einen herum.


Und so leben die beiden auch. In einem offenen Wellblech-Verschlag, mit einer riesigen Spinne über dem Küchentisch, nur das Badezimmer hat tatsächlich eine Tür und Mauern. Unsere Unterkunft ca. 500 Meter weiter im Wald war ein uralter Wohnwagen und ebenso ein Bretterverschlag mit einer „Küche“, in der ebenfalls jede Menge Spinnweben hingen. Für die Dusche gab es zwei Möglichkeiten: outdoor mit einer Duschbrause, die am Schuppen aufgehängt war oder indoor mit zwanzig Spinnennetzen. Plumsklo ohne Tür und ein (tatsächlich gut funktionierendes) Aggregat zur Stromerzeugung rundeten die Unterkunft ab. Um es kurz zu sagen: wir waren geschockt. Steht doch in jedem Reiseführer und sprach aus den Augen unserer Mütter große Sorge vor Spinnen, Schlangen, Skorpionen, Krokodilen und weiterem tödlichen Getier. Man darf sich unsere Blicke vorstellen, als unsere Gastgeber uns noch vorschlugen, wir könnten ja dann in dem kleinen Flüsschen nebenan noch baden gehen.


Nach einer Woche und vielen, vielen Fragen und Bedenken wissen wir nun: es ist in Australien in den letzten Jahrzehnten ein Mensch an einem Spinnenbiss gestorben, Krokodile sind wirklich nicht überall und eine Schlange haben wir noch gar nicht gesehen. Das eigentlich Gemeine sind alle anderen Insekten, die einen stechen und nerven und die unglaubliche Hitze, die einen wirklich im Sitzen schwitzen lässt. Die Australier laufen schlichtweg in Flipflops durch den Urwald und sie tragen nie lange Hosen – entgegen jeglicher Vorschläge von schlauen Reiseführern und Tropeninstituten. Von einer Impfung zur Japanischen Enzephalitis hat hier übrigens noch keiner gehört! (s. Blogartikel Reisevorbereitungen) In einem Reiseführer stand sogar, man solle doch bitte auch ein langes Sweatshirt mit Rollkragen tragen – ehrlich gesagt, regt es mich inzwischen auf, dass sogenannte Experten (Reiseführer, Auswärtiges Amt, Tropenärzte) völlig unrealistische Dinge zu Ländern schreiben und damit Reisende auf eine falsche Spur locken oder gar abschrecken. Es ist schlichtweg nicht möglich bei 42 Grad mit langen Klamotten herumzulaufen und gleichzeitig keinen der ebenfalls hochgradig vorgewarnten Hitzschläge zu bekommen. Ich habe exakt einen meiner drei Pullover in fünf Wochen benutzt. Ein lange Badehose hingegen wäre sinnvoll gewesen aufgrund der UV-Strahlung!!! 


Ps: Im Jahr 2018 sind in Deutschland bei Verkehrsunfällen 3265 Menschen ums Leben gekommen. In Australien waren es 1286 (noch immer sehr viel für ein so wenig besiedeltes Land). Und exakt eine Person ist in den letzten vierzig Jahren an einem Spinnenbiss in Australien gestorben. Ein bisschen mehr Realitätssinn wäre angebracht für einen verantwortungsvollen globalen Journalismus, denke ich.


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