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Das Leben geht weiter

Hanni • 7. Januar 2024

Ein Update


Ich habe den Duschkopf kaputt gemacht. Beim Versuch, gleichzeitig zu duschen und die Dusche zu putzen. In unserer neuen Wohnung. Also in unseren eineinhalb Zimmern. Mit Bad. In einem Pfarrhaus im ersten Stock. Und Küche im Keller. In der Nähe von Ingolstadt. Nach einem dreitägigen Umzug, den wir mangels guter Planung und unserem coolen neuen Transporter irgendwie zu zweit gestemmt haben. Ich hasse umziehen.


…aber von vorne. Beziehungsweise von da, wo wir aufgehört haben, regelmäßig unseren Blog zu schreiben. Wir haben oft daran gedacht, weitere Artikel zu verfassen, doch das Leben ist dazwischen gekommen. Mit schönen, aber auch mit sehr traurigen Dingen. Ich fasse das Jahr 2023 mal zusammen:


Im ersten halben Jahr die Fortführung unserer wundervollen Wwoof-Weltreise, von Australien nach Neuseeland, nach Hawaii und schließlich ins Pantanal nach Brasilien. Ich verspreche, dass ich die unglaublichen Dinge, die wir erlebt haben, auf jeden Fall noch posten werde.


Im zweiten halben Jahr dann unsere verfrühte Heimreise, die schwere Krankheit meines Papas und sein plötzlicher Tod – mit allen Konsequenzen, die das für eine Familie hat. Der gescheiterte Versuch, einen Hof in der Bretagne zu kaufen – mit der Einsicht, dass niemand, der über genügend Kreditmöglichkeiten verfügt, uns zutraut, eine Landwirtschaft in Frankreich wirtschaftlich erfolgreich aufzubauen. Aber gottseidank auch ein halbes Jahr der überraschenden Begegnungen, einer anstrengenden, aber erfüllenden Apfelernte mit herzensgutem Familienanschluss in Niederbayern, die beste kurzzeitige Anstellung unseres Lebens auf einem völlig betrunkenen Tollwood, ein eigener Weihnachtsstand auf dem Christkindlmarkt in Kelheim und ein sehr weihnachtliches Weihnachten.


Und jetzt wohnen wir in der Oase Steinerskirchen. Wie wir dorthin kommen? Auch das liegt an sehr netten Menschen. Denn es ist die wichtigste und schönste Erfahrung, die wir auf unserer Reise, aber auch hier in der bayerischen Heimat machen durften. Es sind die Menschen, die entscheidend dafür sind, ob wir uns an einem Ort wohlfühlen. Die netten Menschen, die ihre Häuser und Höfe für Fremde öffnen, die einem Neues beibringen, die sich für Lebensgeschichten anderer interessieren, denen es egal ist, wie alt man ist, woher man kommt, welches Geschlecht man hat, wie groß oder stark man ist. Sondern denen wichtig ist, dass man freundlich ist, vorurteilslos, sich auf Neues einlässt und hilft, wo und so gut man kann. Und diese Menschen gibt es gottseidank überall auf der Welt.


Hier in der Oase Steinerskirchen, zwischen Ingolstadt und Schrobenhausen, führen die Brüder der Herz-Jesu-Missionare und ihre Mitarbeiter*innen ein Bildungshaus. In einer ruhigen Idylle, die umgeben ist von 30 Hektar ökologisch bewirtschafteter Flächen, auf einem Hügel mit einer hübschen Kirche für die kleinste Pfarrei Bayerns und alle Besucher*innen, die zahlreich zu Seminaren kommen. Und eben diese Gemeinschaft hat uns angeboten, dass wir bei ihnen Flächen für unseren Gemüseanbau pachten dürfen, bei ihnen wohnen können und Tobi eine halbe Stelle als Pastoralreferent ausfüllen kann. Im Idealfall werden wir das Gemüse von unseren 2000 Quadratmetern, die wir für einen ambitionierten Start halten, direkt an das Bildungshaus verkaufen und für die Besucher*innen kleine kulinarische Mitbringsel im Foyer anbieten. Einer der ausschlaggebenden Gründe hierher zu ziehen, ist aber auch unsere Tätigkeit beim Streuobst-Hof Stöckl in Rohr in Niederbayern, die wir 2024 weiterführen werden.


Georg Stöckl hatte uns auf unsere Hofsuche Anfang des Jahres genantwortet, dass er zwar keinen Hof direkt zur Übergabe hätte, aber er könnte sich eine Zusammenarbeit gut vorstellen. Der Kontakt hat sich so nett entwickelt, dass uns, wieder zurück in Deutschland, unser erster Arbeitsweg direkt nach Rohr geführt hat. Wir sind seit September bei Familie Stöckl beschäftigt – haben die Obsternte im September und Oktober zusammen bewältigt, viele tausend Liter Apfelsaft gepresst, lange Gespräche über Streuobstwiesen geführt, durften in der Regierung der Oberpfalz Säfte verkaufen, haben tonnenweise Äpfel sortiert und viele, viele Armmuskeln bekommen. Im gemeinsamen Gespräch hat sich auch die Idee entwickelt, dass wir als Jung-Unternehmer im Dezember mit den Apfel-Produkten auf einen Christkindlmarkt gehen könnten – Apfelpunsch, Apfelbrot, Apfellebkuchen etc. Doch auch darüber werden wir gesondert berichten; ich verrate jetzt schon mal so viel: unser Gewerbe, das wir im September angemeldet haben, ist noch immer nicht vollständig genehmigt; der Christkindlmarkt ist aber schon lange rum… Bürokratiewunder Deutschland, ich wollte es nie so richtig wahrhaben als Juristenkind.


Nun, apropo Juristenkind. Ich habe meinen Papa sehr lieb gehabt. Er war ein wunderbarer Mensch – sicher nicht gegenüber jedem; aber für mich war er es. Er hat mich über alles geliebt, er wäre um die ganze Welt gefahren, um mir zu helfen und – was ich erst jetzt langsam verstehe – er hat meine Entscheidungen, schon als Jugendliche, akzeptiert. Vielleicht fand er sie nicht immer gut oder nachvollziehbar. Aber er hat mich machen lassen. Für beides, seine grenzenlose Fürsorge und sein Vertrauen in mich, werde ich ihm immer dankbar sein.


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