Widersprüchliches Bali
Allein auf der Touristeninsel

Das Bali aus dem Reiseführer
Sie möchten eintauchen in die bekannteste Urlaubsinsel der Welt? Kommen Sie nach Bali und erleben indonesisches Lebensgefühl, bestes Wetter an weißen Sandsträngen, Ausflüge in das idyllische Hinterland, Sonnenaufgangstouren und ein aufregendes Nachtleben.
Es gibt Unterhaltung für jeden Geschmack, ob kulturelle Tempelbesuche, Banana-Boat-Cruisen oder Kochkurse zwischen Reisfeldern. Es ist immer angenehm warm, Bali ist das ganze Jahr über ein ideales Reiseziel.
Sie finden günstige Einkaufsmöglichkeiten und lernen eine bunte, vielfältige, multiethnische Kultur
kennen. Hinduistische Tempel begeistern mit farbigen Statuen, die Reisterrassen Ubuds gehören zum
Weltkulturerbe. Sogar Julia Roberts dreht hier Filme!
Das Bali aus Hannis Vorurteilen
Massenhaft Touristen, die oben ohne an einem Strand mit Bettenburgen liegen, völlig überlaufene
Tempel, in denen Händler einem aufdringlich alles Mögliche aufschwatzen wollen und Touristen alles
nur durch ihre Fotoapparate sehen. Unzählige Shops von den üblichen weltbekannten Marken in
Schicki-Micki Einkaufszentren. Die Reisterrassen sieht man vor lauter Verkaufsständen und
Fotobloggern nicht mehr. Vielleicht gibt es im Norden noch ein paar schöne Flecken und
möglicherweise gutes Essen, da sich die Ökoszene im Hinterland angesiedelt hat.
Das Bali unserer Reise
Plötzlich sind wir alleine – und das auf Bali. Unsere liebe Reisebegleitung Johanna, die uns durch ganz
Sulawesi begleitet hat, ist wieder nach Hause geflogen. Und in unserem kleinen Hotel, zu dem uns
ein äußerst netter, sehr gut englisch sprechender Guide mitten in der Nacht fährt, sind wir die
einzigen Gäste. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man mit Touristenmassen gerechnet hat und
vorher in einer netten Reisegruppe unterwegs war. Aber wir richten uns wie zu Hause ein, die
Angestellten sind sehr freundlich und sprechen alle sehr gut englisch. Zwischendurch sehen wir sie
sogar beim gemeinsamen Englischkurs.
Wir können uns hier sehr gut organisieren und ausruhen – nach drei Wochen Abenteuerreise haben
wir das nötig. Tobi genießt feinstes vegetarisches Essen, Hanni hingegen Haferbrei und Reis mit
Gemüse und Bali Belly-Tabletten. Wir lassen uns unfassbar günstig von fröhlichen Balinesinnen
mass(akr)ieren und schwimmen im Pool. Warum ein Pool, wenn das Meer vor der Türe ist, das habe
ich mich gleich gefragt, zumal das Hotel auf Nachhaltigkeit pocht. Aber der Steinstrand vor dem Hotel
ist zwar einerseits voller hübscher Fischerboote, die täglich hinausfahren, andererseits auch voller
Plastik. Und zwar nicht nur am Strand, auch wenn man schwimmen will, dann schiebt man bei jedem
Schwimmzug einen Flipflop, zwei Plastikstücke und einen Joghurtbecher von sich weg.
Die Einheimischen leben hier gleich nebenan, die Kinder spielen am Strand, die Fischer fahren nachts
raus und verkaufen ihren Fang oben an der Straße. Wir wollen den Markt gerne sehen und laufen
nach dem Frühstück einfach drauflos. Statt eines kleinen Spaziergangs kehren wir schweißgebadet
nach einer Stunde zurück, der Weg war weiter als gedacht und der Fischmarkt hatte schon zu. Dafür
bekommen wir ein paar Bananen und werden von allen Einheimischen fröhlich begrüßt. Eine ganze
Schule winkt uns zu, da Touristen hier wohl eher selten vorbeilaufen. Wir entdecken einen
wunderschönen Tempel – wiederum ist kaum ein Mensch hier, dabei ist der Tempel so farbenfroh
und dekoriert mit kleinen Opfergaben von den Einheimischen.
Zwei Ausflüge machen wir dann Ende der Woche noch neben all der Verwaltung: einmal zu einem
schwarzen Sandstrand, weil wir doch gerne im Meer schwimmen und einen Sonnenuntergang
bewundern wollen. Das Glück des Sonnenuntergangs war uns hold, allerdings haben wir – trotz
Strand im Norden – einen kleinen Vorgeschmack bekommen, was an Händlern und Touristen im
Süden zu erwarten gewesen wäre. Und doch ist es anders: unserem netten Fahrer trägt der Kellner
seine vergessenen Zigaretten hinterher. Wir sind also doch in Indonesien.
Ausflug zwei führt uns zum Schnorcheln – Tauchen können wir nicht, da wir auch noch in die Berge
wollen und der Wechsel des Luftdrucks sonst zu einer Dekompressionskrankheit führen könnte. Also
beschließen wir, das Wrack der US Liberty nur von oben anzusehen. Wir fahren durch ein
touristenleeres Nord-Bali, bis wir zum Tauchspot kommen. Hanni trifft der Schlag, Tobi sagt: Was
hast du anderes erwartet? Es wimmelt vor westlichen Tauchern und der Fahrer lacht und sagt, wir
könnten uns wohl nicht vorstellen, was hier zur Hauptsaison los ist. Naja, wir schnorcheln los und
entdecken zwischen all dem Plastik dann doch noch eine wunderschöne Unterwasserwelt. An dem
alten Wrack haben sich Korallen und Algen angesiedelt und somit auch farbenfrohe Fischschwärme,
die um uns herum schwimmen. In der selben Bucht gibt es noch einen Korallengarten und als wir
hinüberschwimmen, wer begegnet uns da? Eine kleine Karettschildkröte!!! Und das auf Bali! Wir
waren begeistert und der Eindruck der Schönheit und Eleganz dieser jugendlichen Schildkröte
beeindruckt und bis jetzt.
Unser Ausflug führt uns weiter nach Amed, wo wir nochmals in wunderschönen Korallen schnorcheln
und ein Mittagessen am Strand genießen. Und dann geht es in die Berge – trotz aller Vorurteile
wollen wir den größten Tempel Balis, Besakih, besuchen. Als wir ankommen, schüttet es in Strömen,
wir sehen keine anderen Touristen. Ein bisschen nass betreten wir anschließend mit einem netten,
aber schwierig zu verstehenden Guide den Tempel, der für die Hindus Balis von größter Bedeutung
ist. Täglich finden Zeremonien statt, uns begegnen viele Familien in weißen Kleidern. Touristen sehen
wir kaum, die Wolken reißen auf und wir genießen die Sicht über Balis Ostküste und die
beeindruckende Tempelanlage. Auf dem Heimweg passieren wir noch einen riesigen Kratersee mit
Panoramablick auf den höchsten Berg Balis und seine so völlig anders wirkende DschungelHochgebirgslandschaft. Hier ist Bali am wenigsten so, wie wir es vermutet hatten.
Fazit
Bali ist nett und kann anders sein, als gedacht. Für uns war es eine günstige Zwischenstation, um uns
zu organisieren. Wer aber Indonesien kennenlernen und neben dem Touristenmainstream reisen
will, dem legen wir Sulawesi ans Herz. Das ist Indonesien pur. Bali ist mehr light ;-).
Ps: In Bali funktionieren sogar die Sicherheitsgurte!