Tobi: In meinem Interview habe ich schon viel erzählt, aber wie ist das eigentlich bei dir, Hanni?
Wie passen die Vorstellung des Almlebens und die Wirklichkeit in deinem ersten Almsommer zusammen?
Hm, also vieles habe ich mir so vorgestellt, wie es hier ist. Das Melken, das Käsen und Bewirten. Nicht ganz so habe ich mir die Zeit des Abspülens vorgestellt :-). Dass es so viel Zeit in Anspruch nimmt, meine ich. Und irgendwie dachte ich etwas unrealistisch, dass mehr Zeit bliebe zum Lesen, Genießen etc. Naja, ansonsten habe ich mir vorgestellt, ich springe auch mehr wie eine Gams den Berg hoch, um die Kühe zu holen. Dass ich mich in Latschen verlaufe, auf dem Allerwertesten die Wiese runterrutsche und es dabei regnet, hatte ich nicht ganz auf dem Schirm. Aber es gibt auch positive Überraschungen: am Tag des Almauftriebs zweimal den Berg runter und wieder hoch zu gehen, hat mir gar nicht so viel ausgemacht. Das Kühetreiben hat so viel Aufmerksamkeit gebraucht, da waren wir ganz schnell oben, ohne dass ich mir Gedanken über meine Fitness hätte machen können.
Was hat sich verändert zwischen deinem bisherigen Job als Geschäftsführerin beim „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ und der Rundumversorgung einer ganzen Alm?
Hahaha…eine super Frage! Ich würde sagen: alles. Von der Örtlichkeit (Stall, Käsekammerl und Stube versus Arbeitszimmer) über die Kolleg*innen (meinen Ehemann, eine ganz liebe Bauernfamilie versus Vorstände, Geschäftsführer, Social Media Experten und Projektmanagerinnen) und Arbeitsmittel (Kühe, Melkgeschirr, 30-Liter-Töpfe versus Tastatur und Deutsche Bahn) bis hin zu den Tätigkeiten (Melken, Brote schmieren, im Käsetopf rühren, Käse einsalzen versus Mitgliederversammlung planen, Videokonferenzen moderieren und Mails schreiben).
Beide Jobs haben ihre Vor- und Nachteile: so vermisse ich den politischen Einfluss, den wir im Bündnis erreicht haben und die vielen interessanten Gespräche; die handwerkliche routinierte Tätigkeit auf der Alm tut mir allerdings gesundheitlich sehr gut und ich spüre weniger Stress.
Was sind deine Tages-Highlights bzw. von was zehrst du in anstrengenden Momenten?
Die Kühe – die sind immer mein Tageshighlight! Die Nähe zu den Tieren beim Melken mag ich sehr gerne, es ist so etwas Besonderes zwischen ihnen zu stehen, ihre warme Haut zu spüren und ihre Blicke, bei denen man manchmal das Gefühl hat, sie haben einen auch gern. Ich streichle sie auch wirklich gerne (zumindest die, die das mögen und einem nicht die Hörner reinhauen!), vor allem unsere kleinste, das Kälbchen Tapfer. Sie legt, wenn man sie quasi unterm Kinn krault, immer ihren ganzen kleinen Kopf in meine Arme.
Unser Bergfrühstücksbrunch ist der schönste Moment zusammen mit Tobi – wir futtern nach vier Stunden Arbeit die leckersten Sachen: den eigenen Käse, Kuchen aus dem Holzofen, Bionella usw. Dafür nehmen wir uns Zeit und bei schönem Wetter sitzen wir draußen und schauen unseren Kühen zu.
Was war dein bisher kuriosestes oder lustigstes Almerlebnis?
Also der große, tätowierte Mann, der neulich vor der Tür stand und um ein Glas Milch gebeten hat, war schon sehr erheiternd.
Ansonsten musste ich doch sehr über mein: ich-stecke-mit-meinen-Socken-im-Matsch-Erlebnis bei strömenden Regen während des Küheholens lachen. Da war dann auch schon alles egal. Die Schuhe habe ich gottseidank wieder rausbekommen, bin halb sockig zurückgelaufen und habe erstmal ein Video mit Tobi gedreht...
Ui, und Ella, die mitten auf dem Weg vom Stall zur Weide wie eingefroren stehen geblieben ist, damit ich ja nicht aufhöre, sie zu striegeln :-).
Und vor allem, was hat dich auf die Idee gebracht, gemeinsam mit mir einen Almsommer zu verbringen und Job und Wohnung aufzugeben?
Puh, das wäre einen ganzen Blogeintrag wert. Ich versuche es mal stichpunktartig:
Dein bisheriges Fazit?
Das alles ist genau richtig! Wir sind genau am richtigen Fleck gelandet, so fühlt es sich an. Auch wenn ich morgens um fünf Uhr für eine Viertelstunde das Gegenteil denke J, die restliche Zeit fühle ich mich zufrieden und oft sehr glücklich. Für mich war es nicht mutig, diesen Schritt zu gehen, sondern notwendig. Und ich freue mich, auf alles, was in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren kommt!
WIR SUCHEN EINEN HOF
In aller Kürze
1. 4-10 Hektar landwirtschaftliche Flächen mit kleinem Haus gesucht
2. in Oberbayern oder der Bretagne
3. Wir sind ein motiviertes, hart arbeitendes und gut gelauntes bayerisches Paar.
Was wir suchen
Wir suchen möglichst zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen, circa 4 bis 10 Hektar mit einem kleinen Wohngebäude oder der Möglichkeit ein kleines Haus zu bauen. Weitere Schuppen, Geräte etc. sind sehr willkommen.
Gemüse- und Obstanbau, Imkerei und Kleintierhaltung wäre unsere Vorstellung, Hannis zukünftige Pferdekoppel nicht zu vergessen.
Für uns ist nur ökologischer Landbau als Bewirtschaftungspraxis denkbar – ein Hof in Umstellung, oder einen Hof, den man umstellen kann, wären aber ebenfalls super.
Wer wir sind
Wir sind ein junges Paar Anfang dreißig auf der Suche nach einem Bio-Hof, den wir in Zukunft bewirtschaften wollen. Tobi ist von Hauptberuf Seelsorger und hat, neben mehreren Almsommern, bereits das Bildungsprogramm Landwirt erfolgreich absolviert. Hanni war in den letzten Jahren Geschäftsführerin des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und beschäftigt sich seit langer Zeit mit Landwirtschaft & Umweltschutz. Zusammen haben wir 2022 die Halsalm im Nationalpark Berchtesgaden mit Milchkühen, Jungtieren, eigener kleiner Käserei und Almausschank bewirtschaftet. Derzeit sind wir weltweit unterwegs und lernen auf Biohöfen mehr über die praktische Landwirtschaft – von der Arbeit mit der Motorsäge bis zur Blaubeerernte.
Die Freude, eigenes Gemüse/Obst anzubauen, mit Tieren zu leben und täglich in der Natur zu sein, ist für uns ausschlaggebend geworden, um in die praktische Landwirtschaft zu gehen. Wir sind nicht blauäugig, sondern sehr überlegt, wir sind zufrieden ein körperlich anstrengendes Leben auf dem Land zu führen und wir sind glücklich, dass wir zu zweit diese Lebensweise verwirklichen wollen. Sowohl eine Neben- als auch Vollerwerbslandwirtschaft sind denkbar.
Wo
Am liebsten würden wir in der Nähe unserer Familien und Freunde bleiben, das bedeutet im südlichen Oberbayern: nördliche Grenze in etwa die A8 nach Salzburg, westliche Grenze wäre das Allgäu, östlich und südlich könnten es auch ein wenig nach Österreich hineingehen. Sollte jemand ein Grundstück in der Bretagne kennen, das in Meeresnähe liegt, wäre das ebenfalls eine realistische Option.
Finanzierung
Leider sind wir keine Millionäre – daher sind wir darauf angewiesen, dass entweder jemand unsere Idee eines nachhaltigen Hofs super cool findet und uns einen tollen Preis macht oder dass wir uns mit den bisherigen Besitzer*innen auf ein Leibrentenmodell oder eine Pacht einigen. Oder wir finden eine Stiftung oder ein alternatives Finanzierungsmodell, mit denen wir Land kaufen können oder es für eine Institution bewirtschaften. Ideen und Kontaktaufnahmen herzlich willkommen.
Weitere Ideen
Die Zusammenarbeit mit Schulen, die Belieferung einer Ökokiste, ein kleines Hofcafé, ein Stand auf Wochenmärkten, internationale Programme wie Wwoof (wordwide opportunities on organic farms), politisches Engagement für die Region – oder für ganz Europa im Bereich einer enkeltauglichen Landwirtschaft sind für uns denkbar!
Jetzt brauchen wir eure Hilfe
Bitte haltet die Augen und Ohren offen und meldet euch bei uns – auch wenn die Ideen für eine Hof-/Finanzierungsübernahme oder eventuelle Kontakte weit entfernt erscheinen. Jede kleinste Möglichkeit kann uns weiterhelfen und wir sind bereit all diesen Tipps zu folgen, um einen Hof in unserer Heimat oder Wahlheimat zu finden.
Vielen, vielen herzlichen Dank schon einmal an euch ALLE für alle Hinweise und Ideen und bis hoffentlich ganz bald auf unserem eigenen Bio-Hof!
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