„Ui, was für ein cooler blauer Schmetterling“, „Wart ihr schon bei den Bartgeiern?“, „Vorsicht, die Rinderbremsen stechen übel“ und „Jaaaaaaaa, wieder zwei Fliegen erwischt“ – zwischen diesen Extremen bewegt sich hier auf der Halsalm unser Umgang mit der vorhandenen Fauna.
Wir befinden uns im Nationalpark Berchtesgaden, in der Pflegezone, die aufgrund der Almbewirtschaftung eine besonders große Dichte an Pflanzen- und Tierarten aufweist. Das ist auf der einen Seite wunderschön: selten habe ich so viele verschiedene Schmetterlinge auf einmal in freier Natur gesehen (in München gibt es das nur im Botanischen Garten und man bewundert dann nur äußerst exotische Schmetterlinge) – aber hier: hellblau, weiß-schwarz-gestreift (Blauweißling), der kleine Fuchs, der Apollofalter, der Natterwurz-Perlmuttfalter, der Traumermantel (megacool in Schwarz-Blau-Weiß), der Admiral und nicht zuletzt das Tagpfauenauage. Die Schmetterlinge fliegen am Liebsten zu den kleinen Wasserlachen auf unserem Kiesweg, die durch das Wegschwappen der Kuhhinterlassenschaften entstanden sind. Sie sind etwas schreckhaft, aber lassen sich aus der Ferne durchaus beobachten.
Ganz anders die aufdringlichsten Käfer, die mir je begegnet sind. Sie lieben Strohhüte und besetzen diese förmlich, wenn man versucht, sein Mittagessen zu genießen. Notfalls nehmen sie auch Haare und kaum ein Besucher hat mit uns gesprochen, ohne von einem der grünen Käfer im Haar belauscht zu werden. Aber sie stehen auf der Liste der Alltagsnerver nicht ganz oben, denn das ist eindeutig: die gemeine Fliege. Nie hätte ich gedacht, dass Tobi und ich (ich halte uns für sehr friedlich und tierliebend) uns zurufen: „35 Stück, ich habe nen neuen Rekord“ und der andere sagt: „Prima, weiter so, ich hatte heute morgen nur 15“. Sie sind unverschämt, haben einen gewaltigen Geschlechtstrieb, sind aber gottseidank nicht die hellsten (sie gehen gerne in Fallen, wo schon Fliegen sind – aus Neugier). Aber sie haben die Alm fest im Griff…
Anfangs bin ich übrigens noch schreiend auf den Duschwannenrand gesprungen (kein Witz!), als mir eine Spinne aus dem Ausfluss entgegenkam. Heute lasse ich die Spinnweben auf dem Plumpsklo hängen, weil ich mir denke: „Da könnte ja eine Fliege drin landen.“ Mal wieder ein Perspektivenwechsel!
Ebenso wie ich mir noch dachte, ach, die Zeckenimpfung kann ja nicht schaden, aber ich hab ja eigentlich eh nie welche. Inzwischen lausen wir uns jeden Abend :-) und haben eine neue Zeckenzange per Internet bestellt…
Nun aber zu etwas größerem Getier, das mir nicht gerade auf dem Arm herumkrabbelt.
Unser Lieblingsgast ist Rosalie, die Waldgämse, die in den ersten Tagen hier genüsslich vor der Alm am Abend geweidet hat. Vermutlich ist es jetzt zu viel Trubel, wir haben sie schon länger nicht gesehen, hoffen aber auf ein Wiedersehen im Herbst. Dann gibt es das noch den brünstigen Birkhahn, der jeden Morgen penetrant durch die Gegend schnattert. Ich hoffe, die Damen haben bald ein wenig Mitleid! Ein anderer Birkhahn, in der Region schon bekannt, da er neben einer Straße gewohnt hat, ist leider wohl eines Tages zu nah an die Straße gekommen oder ein Pendler dachte sich, dass er sich nicht mehr jeden Tag den Weg von dem frech schnatternden Vogel versperren lassen will…
Außerdem wären da noch: Kreuzotter, Adlerpaare, Motten, Heuschrecken, Vögel, die Tobi immer versucht, unserer Altbäuerin zu beschreiben, nur um dann festzustellen, dass die Beschreibung auf mehrere Vögel zutreffen könnte (*hihi*) und Raupen. In der Außenwirkung übertroffen werden diese alle jedoch von den zwei Bartgeierweibchen, die im Nationalpark Anfang Juni ausgewildert wurden.
Eine Zeitung titelte neulich: Bartgeierdame Dagmar begeistert Experten mit Jungfernflug. Uns haben die Bartgeier vor allem eingebracht, dass wir viele Praktikant*innen aus dem Nationalpark kennenlernen durften. Allesamt sehr interessierte, freundliche junge Menschen, die sich für den Naturschutz einsetzen. Und tatsächlich durfte ich Daggi, so wird die eine Bartgeierdame im Praktikantenmund genannt, neulich durchs Fernglas mit den Flügeln schlagen sehen. Bis dahin war ich mir nicht so sicher, ob da nicht nur zwei große Fellknäule zu Touristenzwecken ausgestellt worden waren. Aber der Flügelschlag (Spannweite 2,90m!!!) war für mich mal wieder ein Glücksmoment der intensiven wilden Tierbeobachtung!
*Für alle germanistisch Interessierten: Diese endreimende Paarformel stammt von den alten Beugungsformen der Verben „kriechen“ und „fliegen“ (eigentlich „fleugt“ aus dem Neuhochdeutschen). Als Zitat aus Schillers "Wilhelm Tell" (1804) ist sie zum geflügelten Wort geworden. Mal wieder also einem der Dichterfürsten zu verdanken…
WIR SUCHEN EINEN HOF
In aller Kürze
1. 4-10 Hektar landwirtschaftliche Flächen mit kleinem Haus gesucht
2. in Oberbayern oder der Bretagne
3. Wir sind ein motiviertes, hart arbeitendes und gut gelauntes bayerisches Paar.
Was wir suchen
Wir suchen möglichst zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen, circa 4 bis 10 Hektar mit einem kleinen Wohngebäude oder der Möglichkeit ein kleines Haus zu bauen. Weitere Schuppen, Geräte etc. sind sehr willkommen.
Gemüse- und Obstanbau, Imkerei und Kleintierhaltung wäre unsere Vorstellung, Hannis zukünftige Pferdekoppel nicht zu vergessen.
Für uns ist nur ökologischer Landbau als Bewirtschaftungspraxis denkbar – ein Hof in Umstellung, oder einen Hof, den man umstellen kann, wären aber ebenfalls super.
Wer wir sind
Wir sind ein junges Paar Anfang dreißig auf der Suche nach einem Bio-Hof, den wir in Zukunft bewirtschaften wollen. Tobi ist von Hauptberuf Seelsorger und hat, neben mehreren Almsommern, bereits das Bildungsprogramm Landwirt erfolgreich absolviert. Hanni war in den letzten Jahren Geschäftsführerin des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und beschäftigt sich seit langer Zeit mit Landwirtschaft & Umweltschutz. Zusammen haben wir 2022 die Halsalm im Nationalpark Berchtesgaden mit Milchkühen, Jungtieren, eigener kleiner Käserei und Almausschank bewirtschaftet. Derzeit sind wir weltweit unterwegs und lernen auf Biohöfen mehr über die praktische Landwirtschaft – von der Arbeit mit der Motorsäge bis zur Blaubeerernte.
Die Freude, eigenes Gemüse/Obst anzubauen, mit Tieren zu leben und täglich in der Natur zu sein, ist für uns ausschlaggebend geworden, um in die praktische Landwirtschaft zu gehen. Wir sind nicht blauäugig, sondern sehr überlegt, wir sind zufrieden ein körperlich anstrengendes Leben auf dem Land zu führen und wir sind glücklich, dass wir zu zweit diese Lebensweise verwirklichen wollen. Sowohl eine Neben- als auch Vollerwerbslandwirtschaft sind denkbar.
Wo
Am liebsten würden wir in der Nähe unserer Familien und Freunde bleiben, das bedeutet im südlichen Oberbayern: nördliche Grenze in etwa die A8 nach Salzburg, westliche Grenze wäre das Allgäu, östlich und südlich könnten es auch ein wenig nach Österreich hineingehen. Sollte jemand ein Grundstück in der Bretagne kennen, das in Meeresnähe liegt, wäre das ebenfalls eine realistische Option.
Finanzierung
Leider sind wir keine Millionäre – daher sind wir darauf angewiesen, dass entweder jemand unsere Idee eines nachhaltigen Hofs super cool findet und uns einen tollen Preis macht oder dass wir uns mit den bisherigen Besitzer*innen auf ein Leibrentenmodell oder eine Pacht einigen. Oder wir finden eine Stiftung oder ein alternatives Finanzierungsmodell, mit denen wir Land kaufen können oder es für eine Institution bewirtschaften. Ideen und Kontaktaufnahmen herzlich willkommen.
Weitere Ideen
Die Zusammenarbeit mit Schulen, die Belieferung einer Ökokiste, ein kleines Hofcafé, ein Stand auf Wochenmärkten, internationale Programme wie Wwoof (wordwide opportunities on organic farms), politisches Engagement für die Region – oder für ganz Europa im Bereich einer enkeltauglichen Landwirtschaft sind für uns denkbar!
Jetzt brauchen wir eure Hilfe
Bitte haltet die Augen und Ohren offen und meldet euch bei uns – auch wenn die Ideen für eine Hof-/Finanzierungsübernahme oder eventuelle Kontakte weit entfernt erscheinen. Jede kleinste Möglichkeit kann uns weiterhelfen und wir sind bereit all diesen Tipps zu folgen, um einen Hof in unserer Heimat oder Wahlheimat zu finden.
Vielen, vielen herzlichen Dank schon einmal an euch ALLE für alle Hinweise und Ideen und bis hoffentlich ganz bald auf unserem eigenen Bio-Hof!
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