Eine Schiffahrt, die ist lustig

Hanni • 27. November 2022

Drei Touristen als Fotoattraktion


Die Reise geht weiter! Nach zwei Wochen Tauchurlaub im Paradies wollten wir nun Kultur ansehen...


Von der Insel Saronde mussten wir irgendwie in das Inland von Sulawesi kommen, das hatten wir geplant. Jetzt war nur noch die Frage wie? Die meisten Menschen wären vom Flughafen von Gorontalo (ca. zwei Stunden Fahrt) nach Makassar geflogen (ca. zwei Stunden Flug), um dann mit einem Fahrer nach Rantepao zu fahren (ca. 7 Stunden). Da wir uns aber vorgenommen haben, so wenig wie möglich zu fliegen auf unserer Reise und wir ja gerne etwas vom Land sehen wollten, sind wir insgesamt drei Tage ökologischer unterwegs gewesen. Ohne jeglichen Sightseeingstop, nur Fahrerei…


Morgens sind wir unter Tränen von unserer Paradiesinsel Saronde auf dem Tauchschiff eine halbe Stunde nach Kwantang geschippert worden. Dort haben wir Agus, unseren Reiseorganisator gefunden, den ich über Instagram kennengelernt habe. Ich vermute, wir haben einen zu hohen Preis bezahlt, das Handeln habe ich erst später gelernt. Aber Geld hin oder her, Agus hat uns wie die Könige behandelt und gesagt, dass er uns jetzt zur Fähre bringt, aber von uns immer Statusberichte möchte, ob es uns gut geht :-). Das ging so weit, dass uns in jeder Stadt jemand abgeholt hat, den Agus kannte und uns Menschen zwischendurch angesprochen haben, ob wir die Touristen sind, die nach Rantepao wollen… Man muss noch dazu sagen, dass Agus vorher von Lando, unserem Resortleiter in Saronde, angerufen worden war, weil auch Lando dafür sorgen wollte, dass wir uns wohlfühlen. Indonesien ist ein fürsorgliches Land :-).


Nachdem wir uns mit exotischen Früchten und einem Mittagessen eingedeckt hatten, ging es dann auch zur Fähre. Weit und breit waren keine anderen Touristen zu sehen und das blieb auch so. Agus hat uns auf die Fähre gebracht und uns unsere Kabine gezeigt. Was war ich schockiert, als wir festgestellt haben, dass das die Kabine der Crew war, die für einen winzigen Betrag bereit sind, ihre Betten inklusive benutzter Bus-Bettwäsche an Touristen zu vermieten. Als dann auch noch ein Hahn laut aus einer Kiste direkt vor der Kabinentür gekräht hat, war uns klar, dass das die Fährfahrt unseres Lebens werden könnte. Da man sich in der Kabine kaum umdrehen konnte, haben wir uns vorne, ganz oben aufs Deck gesetzt. Wo man auf normalen Schiffen nie hin darf, weil da ja der Kapitän rausschauen muss etc. Nicht so in Indonesien. 


Allerdings wurden wir noch vor Abfahrt des Schiffes entdeckt und sind ab diesem Zeitpunkt nicht mehr aus dem Blitzlichtgewitter herausgekommen. Ständig kamen Menschen, die mal mit, mal ohne zu fragen Fotos mit und von uns gemacht haben. Ich durfte sogar mit dem Sohn einer Indonesierin Videotelefonieren, dem ich aber gleich gesagt habe, dass ich schon einen Ehemann habe… daraufhin sagte mir die Schwester meiner Sitznachbarin „I love you“. Wir vermuten, das sind die bekanntesten englischen Wörter. Insbesondere Männer haben dann irgendwann Tobi gefragt, ob sie ein Foto von Johanna1 (unsere Reisebegleitung) und Johanna2 machen dürfen… Oder sie haben zwei niedliche Kleinkinder neben ihn gesetzt und abgedrückt! Weder die Babys noch Tobi wussten so recht, was ihnen da geschieht! Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass wir, die wir die Attraktion und das Exotische in der Fremde gesucht haben, selbst in der Fremde zur Attraktion geworden sind. Menschen schütteln uns die Hand, packen alle Fremdsprachenkenntnisse aus, die sie irgendwo her haben und posten uns auf Instagram. Inzwischen drehen wir den Spieß um und machen immer auch selbst gleich ein Foto mit unseren Handys. Dennoch ist es nach wie vor seltsam, wenn einen ALLE anstarren! 


Wir sind schließlich wundervoll bei lauer Nacht und kaum Wind lange Zeit am Oberdeck und irgendwann in unserer Kabine Richtung Togian Inseln gefahren. Gegen zwei Uhr Nacht waren wir alle durchgekocht, weil die angepriesene Klimaanlage nicht mehr ging. Um halb sieben sind wir dann aufgestanden, um uns das Anlegen in Wakai auf den Togian-Inseln anzusehen. Uns hat gleich jemand begrüßt, ob wir die Touristen sind, die dann nach Rantepao wollen…das war ein Cousin von Agus, wie sollte es anders sein, er hat uns kostenlos Kaffee angeboten!! Das Treiben im Hafen war ein sehenswerter Prozess, bei dem kiloweise Reissäcke in Holzkarren, Wasserflaschen und Menschen aus- und eingeladen wurden. Absolutes Highlight war aber die Schlappohren-Ziegen-Familie, die erst friedlich im Hafen graste und dann wirklich auf unser Schiff eingeladen wurde. Man muss sagen, dass wir gottseidank in Sulawesi schon so beheimatet sind, dass uns das auch nicht mehr gewundert hat.


Einige Stunden später schließlich holte uns Pjie (sprich: Fiedsche) ab, der uns zunächst sechs Stunden nach Tentena und am nächsten Tag elf Stunden nach Rantepao gefahren hat. Wir waren sehr froh, dass wir uns auf Englisch mit ihm unterhalten konnten und noch glücklicher, dass er ein wirklich umsichtiger, geübter Autofahrer war. Die Straßenverhältnisse in Sulawesi sind grundsätzlich kurvig. Wir haben wenig Zeit auf einer geraden Strecke verbracht, wo wir mit achtzig alle Rollerfahrer überholt haben und die meiste Zeit in engen, bergigen Kurven. Jedem von uns war zeitweise schlecht, die Überholmanöver waren manchmal trotz grundsätzlich super Fahrt halsbrecherisch und zwischendurch hört die Straße, auf die mehr ein als zwei Autos nebeneinander passen, einfach auf und man fährt über Schotter. Zwischendurch hat ein Sturm einen Erdrutsch verursacht inklusive herunterhängender Stromleitung. Wir mussten etwas warten und sind zur Freude der Wartenden an den Autos zum Ort des Problems spaziert. Nicht ohne ausführlich begrüßt zu werden. Komischerweise war nach einer Viertelstunde alles aufgeräumt; wir vermuten, dass ein Bulldozer, der tatsächlich bereitstand, einfach Straße mit Kabel zur Seite geräumt hat… kann man machen in Sulawesi!


Wir haben für insgesamt ca. 600 km Straße und 261 km Wasserweg am Ende also 36 Stunden gebraucht und sind völlig fertig in Rantepao angekommen. Dort wartete schon unser nächster „Aufpasser“, der fröhlich ankündigte, dass wir am nächsten Tag um 7:30 Uhr frühstücken würden… (wollte ich nur erwähnen, falls jemand denkt, wir machen noch immer Urlaub!)!


Zu unseren Erlebnissen in der traditionsreichen Region um Rantepao lest ihr im nächsten Artikel zu Tana Toraja.


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