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Tassie

Hanni • 18. Februar 2023

"Oh, Tassie is so wonderful!"


Wenn ausnahmslos alle Menschen eine Sache für die Schönste überhaupt halten, ist meines Erachtens immer irgendetwas falsch. Oder - aber das hatte ich nicht einmal in Betracht gezogen - die Sache ist absolut überwältigend schön; und zwar für die gesamte Menschheit. 


Tassie ist letzteres.


Wovon ich spreche? Tasmanien ist der kleinste und südlichste Bundesstaat Australiens. Eine Insel, auf der jeder stolz ist, wenn ihm der (Tasmanische) Teufel höchstpersönlich begegnet. Eine Insel, die vor Nationalparks nur so wimmelt. Eine Insel, deren Naturwunder von schneebedeckten Bergen, über Regenwälder bis zu türkisen Sandstränden reicht. Eine Insel, die das abgefahrenste Museum beherbergt. Und das auf einer Fläche so groß wie Bayern.


Gaaaaaaanz ursprünglich haben unsere Reisepläne damit begonnen, dass wir zu abgelegen, wenig bekannten und besuchten Zielen wollten. Wir genießen die Wunder dieser Erde am liebsten, wenn sie so unberührt wie möglich sind. Tasmanien stand ganz oben auf unserer Liste. Weil wir dachten, dass man dann gleich Australiens Festland auch noch ansehen sollte und Tauchen lernen in Indonesien billiger ist als in Australien, hat es drei Monate gedauert, bis wir endlich nach einer ruhigen Nacht mit der Fähre auf Tasmanien ankamen.


Der erste Eindruck war erstmal total daneben, wir haben morgens um acht eine Stunde vorm Mietwagenverleih gewartet, am Fährhafen... die angegebenen Telefonnummern waren alle nicht besetzt. Tasmanien ist ja sowas von super, dachten wir uns!


Das war allerdings der letzte auch nur ansatzweise unschöne Moment. Wir sind zwei Tage lang durch Wälder mit Riesenfarnen, an endlosen weißen Sandstränden mit himmelblauem Meer und rötlichen Felsen vorbeigefahren und waren im Mona (Museum for old and modern art) in Hobart. Wir sind keine Museumsfans - die meisten Führungen in unserem Leben waren monoton und langweilig, die Museen verstaubt, veraltet, viel zu groß oder überlaufen (Anstehen vor der Mona Lisa!!!) und mehrfach sind wir einfach eingepennt. Im Stehen im Louvre oder nebeneinander auf einer Bank bei der Nofrete. Man kann uns nun für Banausen halten - oder aber die Museen für schlecht gemacht.


Das Mona war anders, es ist im Grunde kein Museum. Es ist ein Ort des Staunens, des Verlierens und Findens, von riesigen Unterschieden, von architektonischem Einfallsreichtum und von ausgesuchter Freundlichkeit. Am Eingang wird man darauf hingewiesen, dass msn ohne die hauseigene App verloren sein wird (wortwörtlich), steigt man die Wendeltreppe in den Untergrund, ist man völlig verloren. Eine Bar am Eingang, keine Hinweisschilder zu irgendetwas und unvermittelt ratternde Kunstwerke. ABER: überall stehen jüngere und ältere Mitarbeiter, die einem weiterhelfen. Man weiß jetzt, dass der Ticketpreis einige Arbeitsplätze sichert. Als wir uns unsicher umsehen, spricht uns jemand an, ob er helfen kann. Wir sagen, dass wir uns etwas verloren fühlen - der junge Mann freut sich und sagt: Wunderbar, genau darum geht es hier! Sich verlieren und sich finden. Er erklärt uns den Weg und die App und wir tauchen ein in Lichtinstallationen, alte Bilder, Neuinterpretationen und so vieles, dass wir es nicht beschreiben können. Auf jeden Fall kriegen wir uns hier nicht in die Haare, ob das denn nun Kunst ist oder nicht. Es ist definitiv der coolste Kunst-Ort, den wir je gesehen haben.


Mit Kunst geht es weiter, jetzt allerdings auf einer Farm! Wir sind zu Gast bei Mike und Noah, die zusammen ein kleines Farmrestaurant betreiben mit einem riesigen, kunstvoll angelegten und gepflegtem Garten. Sie haben einen riesigen Gemüsegarten, den ich erstmal anbiete aufzuräumen. Möglicherweise habe ich mich da im Englischen etwas im Wort vergriffen, aber das arme Gemüse hat es nötig.


Während Noah den Blumengarten völlig unter Kontrolle hat und jeden Tag dort arbeitet, kümmert sich Mike um alles andere (kochen, einkaufen, organisieren etc.). Sein Gemüsegarten kommt etwas zu kurz. Naja, unsere belgische Wwoof-Bekanntschaft Thomas hätte sich über die Tomaten, die nun sehr deutsch in Reih und Glied angebunden sind, fröhlich kaputt gelacht. Ich hingegen habe jetzt eine Tomatenobsession entwickelt und bin immer abends nochmal kurz zu meinen Zöglingen ins Gewächshaus gegangen. Dass ich bei der Gelegenheit eine komplette Riesenzucchini gekappt habe, lassen wir mal unter den Tisch fallen.


Ansonsten kennt sich Tobi jetzt klasse mit Disteln aus und dem Verlegen von Wasserschlauch ;-). Ich durfte/musste am Wochenende in der Küche helfen, was wohl meinen Schnell-Spülkünsten von der Alm zu verdanken war. Naja, Salat durfte ich auch anrichten. Für die Garnierung mit Petersilie war ich aber scheinbar nicht geeignet genug. Aber meine Mama wäre stolz auf mich, so schön klein habe ich Zwiebeln, Schnittlauch, Petersilie, Koriander (dieser Gestank!!!), rote Beete etc gehackt. Und mich nur einmal mit den verteufelt scharfen Messern geschnitten.


Mit das Schönste an der Zeit in der Boomer Bay war unser kleines Cottage, in dem wir wohnen durften. Mit eigenem Bad und Terasse (mit Tomaten drauf, die sehen jetzt auch wieder nach was aus) und vor allem: mit zwei Pferden, dir ab und zu zum Terasseneingang hereingeschaut haben. Eins hieß Toby - wundervolle Idee, wenn ich mal ein Pferd habe. Dann kommen immer Ehemann und Pferd, wenn ich rufe ;-).


Da die Farmküche nur am Wochenende geöffnet war und wir Mikes Auto verwenden durften, hatten wir Zeit, die wunderschöne Tasman Peninsula zu erkunden. Einmal ein Ausflug zu zweit, bei dem wir zufällig zwei sehr aktive Delphine in einer Bucht gesichtet und tolle Strände besucht haben. Und das andere Msl in super netter Gesellschaft von Marlon, ein junger deutscher Wwoofer, der zum Ende unserer Woche auf die Farm kam. Ohne ihn hätten wir die sechsstündige Wanderung zum Cape Hauy vermutlich nicht durchgehalten, aber wir wollten ja nicht so alt erscheinen ;-). Es hat sich sowas von gelohnt, im Grunde war es eine der schönsten Wanderungen meines Lebens.


Seeeehr witzig war übrigens auch die Autofahrt zum Ausfangspunkt. So apropos Spinnen. Hatte ich Mike bereits beim Abholen gebeten, eine Spinne während der Fahrt neben meinem Sitz zu entfernen, schrie Tobi nach zehn Metern plötzlich los und wir sahen eine ca. 5 Zentimeter große Spinne direkt hinterm Lenkrad vorkrabbeln. Ich gebe zu, ich bin sofort aus dem Auto gesprungen. Tobi hat das Auto abgekürzt und dann dasselbe getan. Inzwischen wussten wir auch die Art der Spinne, aber unterschiedliche Gerüchte über die Gefährlichkeit! Marlon hat sich auf dem Rücksitz kaputt gelacht, Tobi hat die Spinne routiniert verscheucht, aber leider nicht aus dem Auto bekommen. Sie ist unter den Pedalen verschwunden. Ich habe vor der Tür geschlottert. Marlon erzählte dann, dass er eigentlich kein Problem mit Spinnen hat, er hasst nur die Vorstellung, dass sie z.B. unter den Ärmel krabbeln könnten.


Zwei Minuten später, wir alle wach und voller Adrenalin, schreit es von der Rückbank. Ich schaue mich um, ein noch ein bisschen größeres Exemplar krabbelt auf Marlons Hose Richtung Hosenbeineingang. Ich brülle Tobi an, dass er rausfahren soll, Marlon brüllt die Spinne an und Tobi manövriert uns irgendwie in eine Tankstelle. Diesmal springen alle aus dem Auto. Wir einigen uns darauf, dass die Gerüchte darauf hindeuten, dass die Spinne nicht tödlich, nur schmerzhaft ist. Der restliche Tag verläuft ohne sichtbare Spinnen, mit einer atemberaubenden Aussicht und spannenden Gesprächen. Danke Marlon für den super schönen Tag!


Aud der Rückfahrt zur Fähre nehmen wir uns noch zwei Tage einen Mietwagen, um die Westküste anzusehen. Es erwartet uns das faszinierendste Hochlandpanorama, das wir je gesehen haben und völlige Einsamkeit. Riesige Seen mit grün bewachsenen Bergen, wechselnde Wetterstimmungen und die klarste Luft der Welt (ist bewiesen). Nicht einmal die unzähligen Fotos geben die Schönheit Tassies vollständig wieder. Wir können euch eine Reise nur empfehlen...



Tobis Ergänzungen


Wenn ich einen Artikel fertig habe, liest Tobi ihn meistens durch und fängt an, mir zu sagen, was ich alles vergessen habe zu berichten. In diesem Fall wäre das:


Wetterkapriolen

Wir haben gefroren. Von wegen Australien und Hitze und so - Tasmanien ist dahingehend eher wie das deutsche Klima, nachts hatte es gut und gerne 5-10 Grad. Und wir hatten nur geklaute Decken von der Fähre (wir haben sie bei der Rückfahrt zurückgegeben), unsere Hüttenschlafsäcke und alle Klamotten, die wir mitgenommen haben. Das heißt, wir haben geschlafen mit mehreren T-Shirts und Pullovern, zwei langen Hosen übereinander und dann noch unsere Handtücher über uns geworfen! Das ging dann einigermaßen...


Wasserknappheit

In Australien herrscht teilweise Wasserknappheit. Ja, teilweise ist richtig und witzigerweise nicht im heißesten Norden. Da regnet es nämlich im Sommer durchaus stetig und es gibt genug Flüsse. Weiter gen Süden und in speziellen Regionen, so wie dieser in Tasmanien, in der wir gewohnt haben, muss Wasser teuer gekauft werden. Das hat dazu geführt, dass Tobi eines Tages unter der Dusche stand - schön einshampooniert - und plötzlich gerufen hat: es kommt kein Wasser mehr! Was folgte, war die Zuschaltung des Notfall-Wassertanks, lange Predigten darüber, dass wir nicht so viel Wasser verwenden dürfen (dabei waren wir eh so sparsam) und dass man in Australien strenge Wasserrestriktionen hat. Keine Dusche über drei Minuten (probiert das mal!). Diese Kultur des Wassersparens in einem westlichen Land wird uns vielleicht auch einmal treffen. Unter diesem Gesichtspunkt sind übrigens Toiletten, die mit Trinkwasser gespült werden, das Unökologischste, was man sich nur vorstellen kann. Ich frage mich oft, warum wir unsere Ressourcen so unüberlegt verschwenden und vor allem, wie man das rückgängig machen kann!


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