Warm fühlen sich unsere Kühe an, wenn wir zwischen ihnen stehen und sie für das Melken am Euter putzen.
Nach Kräutern und nach unseren Kühen duftet und schmeckt die Milch, die wir jeden Tag ausschenken.
Kehlig wird die Stimme, wenn wir nach Gela, Ella, Buddal, Flocke, Amsel, Glückei, Stolzei und Nagei rufen und den Eimer mit Futter schütteln.
Schwer sind die Arme, nachdem wir eine halbe Tonne Käse mit Salzlake eingeschmiert haben.
Und glücklich sind wir, wenn wir vor unserer Alm sitzen und die Berge im Sonnenuntergang rötlich schimmern sehen.
Plötzlich führen wir ein anderes Leben – und man merkt das nicht nur am Ortswechsel oder an der neuen Berufsbezeichnung. Wir spüren die Veränderung tatsächlich jeden Tag mit allen Sinnen. Das kann übrigens auch manchmal unangenehm sein ;-), zum Beispiel wenn Hände oder Rücken täglich schmerzen. Oder als ich nach ungefähr drei Wochen auf der Alm einmal unten im Tal beim Essen war und mir zufällig meine Hände in den Blick gefallen sind. Der rechte Zeigefinger hatte eine dicke Hornhaut bekommen und die war auch noch verdammt dreckig. Ich bin so was von erschrocken! Gleichzeitig habe ich aber auch ein Gefühl von Stolz empfunden – endlich habe ich eine Arbeit, wo man sich im wahrsten Sinne des Wortes die Hände schmutzig macht für eine lebensnotwendige Sache.
Eine alte Freundin aus meinem Fußballverein ist neulich hier auf die Alm gewandert und zum Abschluss sagte sie: „Für uns Fußballer ist das hier eigentlich genau das Richtige. Man wird dreckig, man setzt sich für etwas ein mit voller Kraft und es ist egal, wie man dabei aussieht!“
Aber nicht nur den Dreck, den Mist, die Kuhscheiße, die Flecken vom Käse und von der Molke auf der Kleidung sieht man – es gibt auch so viel Schönes, das man hier einmal nicht nur durch das Sehen aufnimmt, sondern das man mit seiner Haut fühlen kann. Die schönsten Momente des Tages sind die, in denen ich die Kühe streichle, striegle, sie an meiner Hand schnuppern (und dann manchmal mit voller Schlonze abschlabbern), in denen ich sie kraule, in denen sie mich zwischen sich einquetschen im Stall oder wenn das kleinste Kälbchen oder auch die ausgewachsene Jungkuh ihren Kopf auf meine ausgestreckten Arme legen. Das Glücksgefühl und die innere Zufriedenheit, die ich dabei spüre, haben nicht nur etwas mit dem flauschigen Fell zu tun; sondern vor allem, weil ich das Vertrauen und die ganz besondere Verbindung zu den Tieren spüre. Wir haben neulich diskutiert: sind die Kühe wie Freunde? Wie Familienmitglieder? Aber all das passt nicht richtig, ich glaube, es ist eine ganz andere, enge Verbindung, die zwischen Menschen und Tieren entstehen kann. Ich bin mir sicher, dass es auch hier ein gegenseitiges Wohlwollen gibt, das man spürt und das durch das Zusammenleben auf der Alm entsteht. Nicht tiefgründige Gespräche oder eine lange gemeinsame Vergangenheit sind die Basis wie bei menschlichen Freundschaften, sondern die Wochen auf der Alm, in denen wir den Kühen mit Respekt, mit Freude und mit der Sorge um ihr Wohlergehen begegnen.
Nun zu den weiteren Sinnen: bei unserem Leben auf der Alm spielen übrigens auch unser Gehör, unser Geschmackssinn und unsere Stimmen eine erhebliche Rolle. Bei Nebel können wir unsere Kühe zwar durch eine ungefähre Angabe auf der GPS-App orten; aber um alle zu finden, muss man sich manchmal sehr auf sein Gehör verlassen. Dafür sind Kuhglocken übrigens notwendig. Die Alternative wäre, alle Kühe mit einem GPS-Gerät auszurüsten, was auch ressourchentechnischen Gründen aber auch nicht sinnvoll erscheint. Abends hören wir unsere Kälbchen dann im Stall unter uns leise klingeln. Oder auch nicht, nämlich dann, wenn sie ihren Kopf auf ihre Beine legen oder auf die Nebenkuh und selig schlummern.
Da Rufen nach den Kühen, damit sie lernen, auch dann zu kommen, wenn sie nicht der persönliche Abholservice einzeln einsammelt, fällt eher unter die Kategorie „unangenehme sinnliche Wahrnehmung“. Tobi und ich brüllen morgens und abends was das Zeug hält, damit unsere Kühe endlich lernen, von selbst zum Stall zu kommen. Dazu schüttelt man noch einen Eimer mit Kraftfutter – auf was sie am Ende hören, ist uns völlig egal, solange irgendetwas den gewünschten Effekt hat. Immerhin, die Jungkühe haben die Verbindung von Rufen, Eimer und leckerem Fressen am Stalltor schon ziemlich verinnerlicht. Die ältere Generation ist da etwas langsamer…
Das Rufen führt übrigens auch dazu, dass einen eine Horde sonnenanbetender Menschen, die doch tatsächlich freiwillig um fünf Uhr morgens an unserem Gipfelkreuz stehen, ganz schön belämmert guckt, wenn unsere Rufe den romantischen Blick energisch durchhallen. So hatten sie sich ihren Ausflug vermutlich nicht vorgestellt!
Oh, und ich habe etwas vergessen: neulich stand ein kleines Mädchen vor unserer Ausschank-Tür und hat sich die Nase zugehalten. Ich habe länger gebraucht, um überhaupt zu verstehen, warum. Schließlich habe ich gesagt, dass es ohne den Geruch vom Kuhstall eben auch keinen Käse und keine Milch gibt. Ich war wirklich etwas traurig und entsetzt. Für das Kind war der Geruch scheinbar nicht auszuhalten! Der Geruch, der hier unser Leben begleitet – aber der am Ende dieses Blogeintrags steht. Weil ich ihn völlig vergessen habe.
WIR SUCHEN EINEN HOF
In aller Kürze
1. 4-10 Hektar landwirtschaftliche Flächen mit kleinem Haus gesucht
2. in Oberbayern oder der Bretagne
3. Wir sind ein motiviertes, hart arbeitendes und gut gelauntes bayerisches Paar.
Was wir suchen
Wir suchen möglichst zusammenhängende landwirtschaftliche Flächen, circa 4 bis 10 Hektar mit einem kleinen Wohngebäude oder der Möglichkeit ein kleines Haus zu bauen. Weitere Schuppen, Geräte etc. sind sehr willkommen.
Gemüse- und Obstanbau, Imkerei und Kleintierhaltung wäre unsere Vorstellung, Hannis zukünftige Pferdekoppel nicht zu vergessen.
Für uns ist nur ökologischer Landbau als Bewirtschaftungspraxis denkbar – ein Hof in Umstellung, oder einen Hof, den man umstellen kann, wären aber ebenfalls super.
Wer wir sind
Wir sind ein junges Paar Anfang dreißig auf der Suche nach einem Bio-Hof, den wir in Zukunft bewirtschaften wollen. Tobi ist von Hauptberuf Seelsorger und hat, neben mehreren Almsommern, bereits das Bildungsprogramm Landwirt erfolgreich absolviert. Hanni war in den letzten Jahren Geschäftsführerin des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und beschäftigt sich seit langer Zeit mit Landwirtschaft & Umweltschutz. Zusammen haben wir 2022 die Halsalm im Nationalpark Berchtesgaden mit Milchkühen, Jungtieren, eigener kleiner Käserei und Almausschank bewirtschaftet. Derzeit sind wir weltweit unterwegs und lernen auf Biohöfen mehr über die praktische Landwirtschaft – von der Arbeit mit der Motorsäge bis zur Blaubeerernte.
Die Freude, eigenes Gemüse/Obst anzubauen, mit Tieren zu leben und täglich in der Natur zu sein, ist für uns ausschlaggebend geworden, um in die praktische Landwirtschaft zu gehen. Wir sind nicht blauäugig, sondern sehr überlegt, wir sind zufrieden ein körperlich anstrengendes Leben auf dem Land zu führen und wir sind glücklich, dass wir zu zweit diese Lebensweise verwirklichen wollen. Sowohl eine Neben- als auch Vollerwerbslandwirtschaft sind denkbar.
Wo
Am liebsten würden wir in der Nähe unserer Familien und Freunde bleiben, das bedeutet im südlichen Oberbayern: nördliche Grenze in etwa die A8 nach Salzburg, westliche Grenze wäre das Allgäu, östlich und südlich könnten es auch ein wenig nach Österreich hineingehen. Sollte jemand ein Grundstück in der Bretagne kennen, das in Meeresnähe liegt, wäre das ebenfalls eine realistische Option.
Finanzierung
Leider sind wir keine Millionäre – daher sind wir darauf angewiesen, dass entweder jemand unsere Idee eines nachhaltigen Hofs super cool findet und uns einen tollen Preis macht oder dass wir uns mit den bisherigen Besitzer*innen auf ein Leibrentenmodell oder eine Pacht einigen. Oder wir finden eine Stiftung oder ein alternatives Finanzierungsmodell, mit denen wir Land kaufen können oder es für eine Institution bewirtschaften. Ideen und Kontaktaufnahmen herzlich willkommen.
Weitere Ideen
Die Zusammenarbeit mit Schulen, die Belieferung einer Ökokiste, ein kleines Hofcafé, ein Stand auf Wochenmärkten, internationale Programme wie Wwoof (wordwide opportunities on organic farms), politisches Engagement für die Region – oder für ganz Europa im Bereich einer enkeltauglichen Landwirtschaft sind für uns denkbar!
Jetzt brauchen wir eure Hilfe
Bitte haltet die Augen und Ohren offen und meldet euch bei uns – auch wenn die Ideen für eine Hof-/Finanzierungsübernahme oder eventuelle Kontakte weit entfernt erscheinen. Jede kleinste Möglichkeit kann uns weiterhelfen und wir sind bereit all diesen Tipps zu folgen, um einen Hof in unserer Heimat oder Wahlheimat zu finden.
Vielen, vielen herzlichen Dank schon einmal an euch ALLE für alle Hinweise und Ideen und bis hoffentlich ganz bald auf unserem eigenen Bio-Hof!
Kontakt